Euro NCAP: Tops und Flops 2023 (2024)

17 Autos mussten sich 2023 im harten Crash- und Sicherheitstest von Euro NCAP beweisen – mehr als die Hälfte aus chinesischer Produktion. So schlugen sich Asiaten und Europäer.

  • Sicherstes Auto 2023: Der VW ID.7

  • Neun von 17 Modellen kommen aus China

  • Kein Modell fällt sicherheitstechnisch durch

Seit 1996: Euro-NCAP-Sicherheitstests
Euro NCAP: Ergebnisse 2023
Sieger 2023: VW ID.7, Nio ET5, Smart #3
Tops und Flops 2023
Fünf Sterne: Besser als Gesetzesstandard
Verschärfungen seit 2023
Tipps für die Verbraucher
Forderungen an die Hersteller

Seit 1996: Euro-NCAP-Sicherheitstests

So viel zur Einordnung vorweg: Ziel des Euro-NCAP-Konsortiums, zu dem auch der ADAC gehört, ist es, die Sicherheit von Fahrzeugen von Jahr zu Jahr zu erhöhen. Insassen und ungeschützte Verkehrsteilnehmende sollen einem immer geringeren Verletzungsrisiko ausgesetzt sein. Das langfristige Ziel sind null Verkehrstote.

Und tatsächlich: Seit der Gründung des Konsortiums 1996 hat man schon sehr viel erreicht. Die Verletzungsrisiken sind insgesamt stark reduziert worden: Waren im Jahr 1996 noch 8758 Verkehrstote in Deutschland zu beklagen, sind es 2022 nur noch 2776 gewesen.

Beim Thema Sicherheit geht es aber auch um die Fahrzeugwahl der Verbraucher und Verbraucherinnen. Und hier bietet Euro NCAP allen Automobilkaufenden – ob Familien oder Firmen – anhand der plakativen Bewertung mit bis zu fünf Sternen einen schnell erfassbaren Vergleich für die Fahrzeugsicherheit.

Dass im Jahr 2023 mehrheitlich Elektroautos aus China getestet wurden, ist kein Zufall. Die Auswahl richtet sich nämlich schlicht nach den Marktterminen für die Pkw-Neuerscheinungen. Neun neue Fahrzeuge stammen aus chinesischer Produktion, jeweils zwei Modelle kommen aus Japan und Korea und ein Fahrzeug wurde sogar in Vietnam entwickelt und gebaut. Nur drei Autos sind Produkte deutscher Hersteller.

Im Folgenden lesen Sie, wie sich die 17 getesteten Modelle im Detail bewährt haben und welche Sicherheitstests dabei jeweils zugrunde liegen.

Euro NCAP: Ergebnisse 2023

Als Gesamtsieger landen auf dem Treppchen: der VW ID.7, der Nio ET5 sowie der Smart #3. Letzterer ist ein Gemeinschaftsprodukt von Geely und Mercedes. Sämtliche Platzierungen des Gesamtergebnisses finden Sie in der Grundeinstellung des Reiters, wenn Sie hinunterscrollen. Um dieTeilergebnisse der Sicherheitsbewertungzu sehen – Insassenschutz, Kindersicherheit, Fußgängerschutz und aktive Sicherheit –, stellen Sie bitteden Reiter in der Mitte um.

Sieger 2023: VW ID.7, Nio ET5, Smart #3

Euro NCAP: Tops und Flops 2023 (1)

Die gute Nachricht: Alle 17 Fahrzeuge schneiden mit vier oder fünf Sternen gut oder sehr gut ab. Das ist keine Selbstverständlichkeit – und spricht für die Bemühungen der Autohersteller, unbedingt ein gutes Ergebnis bei Euro-NCAP-Tests erzielen zu wollen.

Souverän an der Spitze rangiert der VW ID.7, der über alle vier Disziplinen gute bis sehr gute Sicherheit bietet, besonders im Insassenschutz. Zwischen den Vordersitzen sind Airbags installiert, die Fahrerin und Beifahrer bei einem Seitenaufprall gegeneinander schützen.Bei einer Kollision mit Gegenverkehr wäre die ab 57.000 Euro erhältliche Elektrolimousine der gehobenen Mittelklasse ein gutmütiger Aufprallgegner, so die Analyse entsprechender Testversuche.

Der Spurhalteassistent korrigiert sanft die Fahrspur, wenn das Fahrzeug von der Spur abweicht, und greift auch in kritischeren Situationen ein. Der VW ID.7 verfügt zudem über ein System, das nach einem Aufprall die Bremsen betätigt, um Folgekollisionen zu vermeiden.

Euro NCAP: Tops und Flops 2023 (2)

Ein einziges Pünktchen dahinter (bei 210 maximal möglichen Punkten) liegt der Nio ET5, eine chinesische Sportlimousine mit Elektroantrieb. Preis: ab 59.500 Euro. Platz drei und vier erreichen ebenfalls Fahrzeuge aus dem Reich der Mitte: Der Smart #3 (ab 38.490 Euro) und der BYD Dolphin (ab 35.990 Euro).

Fast etwas enttäuschend muten da die Platzierungen der Edelmarken BMW und Mercedes an. Der BMW 5er bekommt zwar ebenfalls sehr gute 5 Sterne, aber seine erzielte Punktzahl reicht eben nur für den fünften Platz in diesem Ranking. Die Mercedes-Vorstände werden den insgesamt neunten Platz ihres Vorzeigeprodukts EQE SUV ebenfalls nicht mit Begeisterung registrieren. Zumal sich in puncto Sicherheit vor das teure Luxus-SUV aus Stuttgart der Nio EL7, der BYD Seal U sowie der Lexus RZ schieben.

Euro NCAP: Tops und Flops 2023 (3)

Eindeutiges Schlusslicht ist der neue Hyundai Kona. Der koreanische Kleinwagen, der ab rund 27.000 Euro zu haben ist, schafft es in keiner Teilbewertung unter die Top Ten. Knapp vor dem Kona landet der Vinfast VF8, ein Elektro-SUV, das immerhin 52.990 Euro kostet. Aber wie gesagt: Ein schlechtes Sicherheitsergebnis bedeuten auch die Plätze elf bis 17 nicht.

Tops und Flops 2023

Tops

Flops

Gesamtwertung

1. VW ID.7

2. Nio ET5

3. smart #3

15. Honda ZR-V

16. VinFast VF8

17. Hyundai Kona

Insassenschutz

1. Nio ET5

2. VW ID.7

3. Nio EL7

15. Hyundai Kona

16. Honda ZR-V

17. VinFast VF8

Kindersicherheit

1. Mercedes EQE SUV

2. VinFast VF8

3. Kia EV9

15. XPENG G9

16. Hyundai Kona

17. XPENG P7

Fußgänger

1. BMW 5er

2. BYD Dolphin

3. Lexus RZ

15. VinFast VF8

16. Kia EV9

17. Hyundai Kona

Assistenzsysteme

1. Smart #3

2. Mercedes EQE SUV

3. Kia EV9

15. BYD Tang

16. Honda ZR-V

17. Hyundai Kona

Das waren die Sieger und Verlierer der Jahre 2019 bis 2022

Euro-NCAP-Crashtests der letzten Jahre

  • Hier finden Sie Euro-NCAP-Ergebnisse aus dem Jahr 2019

  • Hier finden Sie Euro-NCAP-Ergebnisse aus den Jahren 2020/2021

  • Hier finden Sie Euro-NCAP-Ergebnisse aus dem Jahr 2022

Fünf Sterne: Besser als Gesetzesstandard

Grundsätzlich gilt:5-Sterne-Sicherheitsteht für eine hervorragende Gesamtnote für Aufprallschutz und eine gute Ausstattung mit umfassender, praxisgerechterUnfallvermeidungstechnologie. Null Sterne zeigen lediglich die Erfüllung der Typgenehmigungsnormen an, wichtige moderne Sicherheitstechnologie fehlt dann jedoch. Das sind die vier Testkriterien, die unter anderem mit zweiFrontcrashs, einem Seitenaufprall, einemPfahlanprallund computerüberwachten Fahrversuchen ermittelt werden:

  • Insassenschutz

  • Kindersicherheit

  • Sicherheit für ungeschützte Verkehrsteilnehmer (Fußgänger und Radfahrer)

  • Aktive Sicherheit (Assistenzsysteme)

Grundsätzlich werden Kleinstwagen, Nobellimousinen, echte Geländewagen, Personentransporter und zahlreiche SUVs aus allen Klassen getestet. Dabei werden sämtliche Fahrzeuge den gleichen Kriterien, Methoden und Bewertungen unterzogen.

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Verschärfungen seit 2023

Für das Jahr 2023 gelten bei Euro NCAP neue Verschärfungen der Testkriterien. Anders als 2020 liegt der Schwerpunkt auf Sicherheitsassistenten, denn die Vermeidung von Unfällen ist der effektivste Schutz vor Verletzungen. Während bis 2022 noch Aufprallgeschwindigkeiten bis 5 km/h "in Ordnung" waren, führt ein Touchieren heute zu Abwertung. Und im Dooring-Test wird geprüft, ob das Fahrzeug die Aussteigenden vor von hinten herannahenden Radfahrenden warnt oder gar die Tür vor dem Öffnen blockiert.

Die Änderungen:

  • Querverkehr: Ein sich mit 60 km/h der Kreuzung näherndes Auto soll einen gleich schnellen Querverkehr erfassen können und im Notfall durch eine Vollbremsung einen Unfall verhindern. Dafür benötigt es Kamerasysteme, die deutlich mehr zur Seite sehen können als bisher.

  • Angetriebene Zweiräder: Seit 2023 muss der Notbremsassistent auch angetriebene Zweiräder erkennen und auf sie reagieren können, um die volle Punktzahl zu erreichen. Die Software-Mechanismen zur Erkennung, ob sich der Fahrende auf dem Zweirad bewegt, greifen hier nicht mehr.

  • Abbiegen: Der Schutz vulnerabler Verkehrsteilnehmer wird verstärkt. Musste bisher nur ein Fußgänger erkannt werden, der von der gegenüberliegenden Straßenseite auf die Straße läuft, so muss der Notbremsassistent seit 2023 auch Fußgängerinnen und Radfahrende erfassen, die sich in der gleichen Richtung bewegen, in die das Auto vor dem Abbiegen gefahren ist.

  • Vollständige Unfallvermeidung: Wurde bisher ein leichtes Touchieren von Fußgängern und Radfahrerinnen akzeptiert, muss seit 2023 die vollständige Unfallvermeidung gewährleistet sein. Grund: Auch ein leichtes Berühren kann zu einem Sturz auf die Straße und unter Umständen zu schweren Verletzungen führen.

  • Intelligenter Geschwindigkeitsassistent: Die Systeme müssen nun intelligentere Funktionen aufweisen und daher Kurven, Kreisverkehre, Ampeln und Stoppschilder erkennen, den Fahrenden informieren oder die Geschwindigkeit angepasst begrenzen. Auch soll der Assistent auf übermittelte lokale Ereignisse reagieren können, wie zum Beispiel Baustellen. Ebenfalls bewertet wird, wie sich das digitale Kartenmaterial updatet oder updaten lässt.

    Aufgrund der Änderungen im Testverfahren in 2023 ist ein direkter Vergleich mit den Testergebnissen aus den Jahren bis einschließlich 2022 nicht möglich.

Tipps für die Verbraucher

  • Sparen Sie nicht an der Sicherheit.

  • Wählen Sie beim Neuwagenkauf auch optionale Sicherheitspakete mit aus.

  • Achten Sie beim Gebrauchtwagenkauf auf eine gute Sicherheitsausstattung.

  • Ziehen Sie beim Fahrzeugkauf die Bewertungen von Euro NCAP zu Rate.

  • Machen Sie sich intensiv mit der Bedienung des Fahrzeugs und der Sicherheitsassistenten vertraut.

  • Studieren Sie das Bedienungshandbuch. Sie werden überrascht sein, was Ihr Auto alles kann.

  • Gestatten Sie sich und dem neu erworbenen Fahrzeug eine Eingewöhnungsphase.

  • Passen Sie Ihre Fahrweise den Straßenverhältnissen, dem Verkehrsgeschehen und den Wetterbedingungen an.

  • Legen Sie eine Fahrtpause ein, wenn Sie sich nicht fit fühlen. Halten Sie an und schlafen Sie 15 bis 30 Minuten ("Power-Napping"). Studien belegen, dass es die Konzentration deutlich fördern kann.

  • Alkohol, auch die geringste Menge, macht müde und verringert die Konzentration.

  • Lassen Sie sich nicht ablenken. Finger weg vom Smartphone und intensiver Bedienung des Touch-Displays des Fahrzeugs.

Forderungen an die Hersteller

  • Sicherheit darf keine Frage der Größe des Portemonnaies von Kunden und Kundinnen sein: Optional verfügbare Sicherheitsausstattung gehört in das Serienpaket.

  • Sicherheit muss nicht teuer sein. Hersteller von Modellen der Kleinwagenklasse und der unteren Mittelklasse zeigen auf, dass man Sicherheit, die weit über die Mindestwerte für die 5-Sterne-Bewertung hinaus geht, auch günstig anbieten kann.

  • Sicherheitsassistenten sollen einfach und intuitiv zu bedienen sein und den Fahrer bzw. die Fahrerin gut über den Status der Funktion informieren. Default-on muss selbstverständlich sein.

Hier finden Sie weiteres Wissenswertes rund um das Thema Crash und Insassenschutz.

Fachliche Beratung: Burkhard Böttcher, ADAC Technik Zentrum

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Author: Eusebia Nader

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